Am vergangenen Wochenende gab es im Bayern-Teil der Allgäuer Zeitung einen großen Artikel mit der obigen Überschrift. Es handelte sich um ein Interview mit Dr. Jakob Berger, dem schwäbischen Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Hausärzteverbands. Der Artikel beschäftigte sich mit dem leidigen Thema, warum man bei Fachärzten oft lange auf einen Termin warten muss.

Dr. Berger sieht das Problem vor allem darin, dass zu wenige gesetzlich krankenversicherte Patienten von dem freiwilligen Hausarztvertrag Gebrauch machen, welcher vorsieht, dass man -egal mit welchem gesundheitlichen Problem- immer erst einmal zu seinem Hausarzt geht, welcher dann entscheidet, ob ein Facharzt, und wenn ja, welcher zur weiteren Diagnosestellung und Behandlung hinzugezogen wird. Dr. Berger wörtlich: „…Unser Hauptproblem ist, dass alle Menschen mit ihrer Gesundheitskarte überall hinlaufen können, ob es sinnvoll ist oder nicht. Da gibt es viele Patienten, die gehen zu fünf Orthopäden gleichzeitig, die laufen von einem Arzt zum anderen. Dieses Arzt-Hopping mit der Flatrate Gesundheitskarte muss aufhören…

Also, da haben Sie es: Sie sind selber schuld! Wer auch sonst?

Ich persönlich habe da jedoch meine Zweifel, ob Dr. Berger mit seiner Ein-schätzung wirklich richtig liegt. Ja, es mag Leute geben, die ein solches „Ärzte-Hopping“ betreiben. Aber sind das wirklich so viele?

Aus unzähligen (Mandanten-)Gesprächen weiß ich: Kaum jemandem macht es Spaß, trotz eines erhaltenen Termines stundenlang bei vollem Wartezimmer in irgendeiner (Facharzt-) Praxis herumzusitzen. Wer das dennoch in Kauf nimmt, tut dies entweder, weil er sich wegen einer ihn stark beeinträchtigenden oder sogar lebensbedrohlichen Erkrankung eine fundierte Zweitmeinung einholen will, weil der zuerst konsultierte Facharzt sich für den Patienten nicht genügend Zeit genommen hat („Es ging alles Hoppla-hopp. Bevor ich richtig mit dem Arzt reden konnte, war er schon wieder verschwunden.“) oder der Patient sich nicht ernst genommen fühlt.

Ein Bekannter erzählte mir, dass er seit einiger Zeit starke Schmerzen im Beckenbereich und ausstrahlend in die Beine hätte; ich hatte ihn gefragt, was los sei, weil er wie ein alter Mann dahergelaufen kam. Er berichtete, dass er in 2 Wochen einen Termin bei einem Orthopäden hätte. Nach 3 Wochen traf ich ihn wieder, die Schmerzen und Beschwerden waren immer noch dieselben. Der Orthopäde -so berichtete er- hätte ihm einen „Hüftschnupfen“ attestiert und ihm Schmerzmittel verschrieben. Das würde schon wieder, hatte der Arzt ihm gesagt. Ich riet dem Patienten einen anderen Orthopäden aufzusuchen, bei welchem er dann wieder einige Wochen später, bei immer noch gleichen Beschwerden, einen Termin erhielt und welcher sofort ohne weiteres einen Bandscheibenvorfall diagnostiziert und die entsprechende Therapie eingeleitet hat. Seitdem geht es dem Patienten von Tag zu Tag besser.

Mich würde interessieren, was Herr Dr. Berger hierzu zu sagen hat…

Dieser Beitrag wurde von Fachanwalt für Medizinrecht Benedikt Jansen/Kempten (Allgäu), www.jansen-muehl.de, verfasst.